Vor einer Weile las ich unter www.philogsognie.net einen Bericht über den digitalen Alzheimer, der mich sehr zum Grübeln angeregt hat.
Es hat ein bißchen gedauert bis ich die enormen Auswirkungen dieser langsam voran schreitenden Krankheit begriff.
Wie bei dem Erreichen von Nachrichten, wie z.B. der Anstieg von Erkrankungen an Schweinegrippe oder dem plötzlichen Zeckenalarm in sonst Zecken freien Gebieten, wiegt doch Otto-Normalverbraucher, wie ich, erst einmal die Risiken ab, indem man sich fragt und mit der Frage auch gleichzeitig beruhigt, ist ja weit weg von meinem Wohnort. Oder, ich bin ja nicht in Büschen und auf Wiesen unterwegs, da passiert schon nichts.
Aber dieser digitale Alzheimer hat es meinem hypochondrisch veranlagten Wesen schon angetan. Die Homöopathie ist mir da wohl diesmal keine Hilfe.
Schnell suche ich nach den offensichtlichen Symptomen, aber welche waren das noch mal?
Ach ja, Vergesslichkeit!
Mal checken! Geburtstage, inklusive Hochzeitstagen, der mir nahe stehenden Verwandten habe ich parat, weil ich die ja Anfang des Jahres immer von Hand in meinen neuen Jahreskalender übertrage.
Arzttermine, okay, da schluder ich schon mal, aber bis jetzt hat das immer noch geklappt, zur Not kann man den ja auch noch mal verschieben.
Telefonnummern? Erwischt! Ich kenne zwar immer noch meine alten Telefonnummern, die ersten zwei, zumindest, danach bin ich zu oft umgezogen und von meinen Freundinnen, mit denen ich mich nach der Schule immer noch telefonisch verabreden musste oder wichtige Dinge bequatschen musste, die innerhalb der letzten 15 Minuten, nach dem wir uns verabschiedet haben, passiert sind. Aber, das ist ja schon mindestens 20 Jahre her….
Mein schlechtes Gewissen greift sich Raum, da kommt mir aber das kleine Engelchen naiv zu Hilfe und spricht freundlich und ruhig zu mir: „Relax, ist doch auch schwierig, wo heutzutage jeder mindestens 3 Telefonnummern hat, privat, Handy und geschäftlich!“
„Klar!“ Schießt es aus meinen Gedanken, dass ist der Grund! Moment, früher konnte ich mir auch pro Person mehr als eine Nummer merken.
Also wann fing das an, dass ich nur noch selektiv Informationen auf meiner Festplatte abgespeichert habe?
„Die Post ist Schuld!“ Flüstert mir mein Engelchen ins Ohr und meint es ernst, denn mit Nachdruck erläutert es mir den Grund für seine Beschuldigung: „Die haben mit den fünfstelligen Postleitzahlen angefangen, die konnte sich ja keiner mehr merken!“
„Stimmt!“ Pflichte ich bei, denn wenn lange Straßen schon über mehr als eine Postleitzahl verfügen, hört der Spaß mit dem „das merk´ ich mir“ auf!
Nun will ich endlich diese blöden Gedanken beiseite schieben und ich sehne mich nach Abwechslung. Ich greife nach meinem Handy und will mal eben spontan eine Freundin anrufen um mit ihr einen Kaffee trinken zu gehen.
Der Tag meint es heute nicht gut mit mir, ich sehe auf ein dunkles Display. Gab´ es irgendeinen Grund, warum ich es vielleicht ausgeschaltet habe? Ich kann mich an diese aktive Tätigkeit nicht erinnern und finde auch keinen plausiblen Anhaltspunkt, warum ich das getan haben sollte.
Verzweifelt drücke ich die „An-Taste“. Es rührt sich nichts! Telefonnummer? Fehlanzeige!
Meine Gedanken drehen sich im Kreis, ich setze mich zu Hause an meinen PC und löse ein paar Denksportaufgaben. Nach einer Weile frage ich mich, warum ich am PC sitze und daddel, wo ich doch die Zeit auch hätte nutzen können um ein paar Telefonnummern auswendig zu lernen.
Wird die nächste Generation überhaupt noch eigenständig denken, wenn wir schon jetzt derart verblöden?
Tags: digitaler Alzheimer
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… Und woran merkt
Ihr, dass Ihr schon betroffen seid?
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