Heute hat das Universum etwas ganz besonderes mit mir vor. Es beschert mir einen Tag ohne Regeln.
So fängt mein Tag dann heute an. Die Kinder bleiben zu Hause, denn ich muss sie ja nicht zur Schule bringen. Die kümmern sich auch den ganzen Tag um sich, bleiben vielleicht im Pyjama, ist ja egal.
Vielleicht fangen sie dann morgens noch an Cornflakes zu essen und den Rest des Tages gibt es Kekse und Süßigkeiten. Zähne putzen und waschen fällt auch schon mal aus, macht ja nichts, ist ja nur ein Tag, das geht schon.
So nun lassen wir die Kinder mal ganz alleine machen, denn heute ist ein Tag ohne Regeln und da bin ich dann auch nur mit mir beschäftigt.
Also gehe ich, weil ich Hunger habe zum Bäcker um mir Brötchen zu besorgen. Vorher latsche ich noch über die Straße ohne mich umzusehen ob ein Auto kommt.
Das Universum meint es gut mit mir, es kommt kein Auto. Weiß ich doch nicht ob für die anderen heute auch ein Tag ohne Regeln ist!
Vielleicht brettern die Autofahrer auch über den Bordstein oder fahren mit 100 km/h durch die Fußgängerzone.
Mein kurzer Gedanke: „Gut das die Kinder zu Hause sind! Obwohl….“
Gleich wisch ich den Gedanken beiseite ihnen könnte was passieren alleine zu Hause, den das Universum wird das ja regeln.
Beim Bäcker geh´ ich natürlich vorbei an der Schlange Menschen, die warten bis sie dran sind und hole mir ganz selbstverständlich aus der Auslage, dass was ich heute begehre.
Ich lege auch kein Geld hin, denn für mich gelten ja keine Regeln. Ein Raunen geht durch die Menge, aber sie sind alle zu entsetzt, als das mich jemand aufhalten würde.
Weiter in den Supermarkt, denn meine Milch ist auch alle und den Kaffee den ich zu Hause hab´, will ich heute nicht. Könnte mir ja mal den Luxuskaffee gönnen.
„Darf´s noch etwas mehr sein?“ Fragt mich die freundliche Bedienung an der Wursttheke und ich nehme dann heute zur Feier des Tages noch ein großes Stück Roastbeef.
Nun ist mein Körbchen voll, grade soviel, das ich es noch gut tragen kann, denn schwere Arbeit will ich ja heute nicht verrichten.
Ich schaffe es wieder vorbei an den Gaffern im Supermarkt, da ich ja noch im Morgenmantel unterwegs bin.
Da ich von Natur aus ein gewissenhafter und manchmal auch misstrauischer Mensch bin, bahne ich mir meinen Rückweg lieber durch die Nachbarsgärten, denn wer weiß ob nicht ein Autofahrer heute doch bereits geschildertes ausprobieren mag.
Ich klettere über Gartenzäune und hüpfe über Hecken, hier und da ist sogar eine Gartenpforte offen.
Der nächste Geistesblitz fährt mir in die Glieder. Muss ich denn jetzt auch noch die Beete zertrampeln? Ich spare mir das, denn die Blumen können ja nichts dafür, dass heute keine Regeln herrschen.
Aber ich könnte doch hier und da, was unkoordiniert durcheinander pflanzen. Ich habe aber keine Lust und mein Hunger treibt mich nach Hause oder doch die Sorge um meine Kinder?
Bis zur Haustür schaffe ich es noch, dann stehen zwei uniformierte Polizeibeamte vor mir und fragen mich höflich ob mit mir alles in Ordnung ist. Noch bevor ich Ihnen erklären kann, was das Universum für mich heute bereithält, hören sie meine Kinder im Haus herum kreischen.
Nun wird ihr Ton barscher und ich werde angehalten schnellstens die Tür zu öffnen. Soll ich mich jetzt immer noch nicht an Regeln halten?
Das ist mir zu heikel, ich öffne Pflicht bewusst. Meine Kinder reißen mir das Essen aus den Händen und machen sich noch im Flur, wie die Kannibalen darüber her.
Der eine Polizeibeamte will mit dem Funkgerät schon nach Verstärkung rufen, der andere hält seinen Arm fest und sagt ganz ruhig: „Lass die Frau doch mal erklären, was hier los ist!“
Jetzt bin ich doch unsicher ob mir das Universum noch zur Seite steht und ich wäge die Möglichkeiten ab, bevor ich anfange zu reden.
Möglichkeit 1:
Die beiden verstehen Spaß und ich komme mit einem Bußgeld für mehrere Ordnungswidrigkeiten davon, gelte nicht als vorbestraft, weil ich gestohlen habe. Kriege die Chance die Brötchen und die Lebensmittel zu bezahlen. Und muss mich bei meinen Nachbarn nur für mein Unleidliches Verhalten entschuldigen und dort zum Ausgleich Gartenarbeit verrichten.
Möglichkeit 2:
Die Beamten verstehen keinen Spaß und holen Verstärkung samt Jugendamt und meine Kinder werden erst mal bei einer Pflegefamilie untergebracht bis zur Klärung des Sachverhaltes und eines Gutachtens ob ich noch alle Tassen im Schrank habe.
Und die Realität?
Eine besorgte Nachbarin würde mich schon auf dem Weg zum Bäcker abfangen, mir eine Decke überwerfen, mich fragen ob sie heute mal auf meine Kinder aufpassen soll und mir ein Mittagessen kochen.
Die Schule würde bei mir anrufen und fragen, warum die Kinder nicht zur Schule kommen.
Aber das kann man natürlich auch alles aufs Universum schieben, wenn man will……